One Love. Gott ist eine Kugel, deren Zentrum überall und deren Umfang nirgends ist. Du kannst den Staub in der Luft sehen. Nicht dieser gelbe Dunst aus der Sahara, Du siehst die einzelnen Staubkörner schweben. Oder es ist Deine Netzhaut, die Zodiaklicht simuliert. Schwebende Schwerelosigkeit, darunter die Gravitation. Der Himmelsfluss klart auf, die Sterne und der glitzernde Silberstaub beginnen zu duften. Die Tiefe saugte seinen Blick mit seinem Schatten ein.
Zum Ende des II. Vatikanischen Konzils legte Paul VI. in einer für Augenzeugen atemberaubenden wie feierlichen Handlung seine persönliche Tiara in der Konzilsaula ab und widmete sie als Geschenk den Armen. Er hat nie wieder eine Tiara getragen.
Kein Kapitalismus ohne die triumphale Ausbreitung jener Respektlosigkeit, der Zeitkritiker seit dem 19. Jahrhundert den scheinphilosophischen Namen Nihilismus gaben. Anachronisten unserer Zeitlosigkeit.
Die Philosophie wird zur Schule eines metaphysischen Exils. Denken heisst umziehen in das, woraus keine weitere Vertreibung mehr möglich ist. Wie das Leben aus seiner anfänglichen Leibeshöhle in einen Sozialbehälter übertritt, so wird die Philosophie zu einem Umzugshelfer aus dem politischen Stadtbehälter in eine Höhle aus purem Licht.
“Nicht wir werden das System ändern”, beharrte Petros, “sondern das System ändert uns”. Was der Pythagoräer dem Vulkanisten Josse, wenige Tage vor der Explosion des Vesuvs, entgegenhielt, erscheint als zeitlose Wahrheit. Wenn wir das uns Umgebende als System verstehen, sind wir selbst Teil davon. Vielleicht sind wir das kleinste Teilchen, vielleicht ein eigenes Sonnensystem. Der Pompeji-Autor Eugen Ruge erzählt die Vorgeschichte der pompösen Veraschung in Wir-Form; ihre Majestät. Eine Form künstlerischer Intelligenz. Die Jahre vergingen, ohne dass man der Zukunft näher kam.
Taufe in Weiss, mit Blumen und bunten Bändern. Rosa für die Buben, hellblau für die Mädchen – heute ist es gerade umgekehrt.
Lusthäuser, Nervenheilanstalt, turbiniert.
In solchem Falle können Sie uns nicht so lange hier halten, wir fordern baldigste Entlassung aus dem Ihnen anvertrauten hier. Solokow.
Systemveränderung, Systemänderung, Systembruch – Systemsturz! Kohei Saito, Jungprofessor für Philosophie in Tokio. Untertitel: Der Sieg der Natur über den Kapitalismus. Anhänger des alternativlosen Degrowth-Kommunismus (Wir schliessen Klimafaschismus, Klimamaoismus und Barbarei nach der Vierfelderanalyse aus). Nachdem sein auf Wirtschaftswachstum aufbauender Produktivismus im Kommunisten Manifest zum Ausdruck kam, das Kapital seinen Ökosozialismus begründete, schuf der alte Marx mit seiner Kritik des Gothaer Programms den Degrowth-Kommunismus. Die Generation Z hat den naturzerstörenden und ausbeuterischen Katastrophenkapitalismus mit seinen Bullshit-Jobs satt und wird sich am persönlichen Netzwerk und an lokaler Nachhaltigkeit orientieren. Die Dreifaltigkeit Politik, Wirtschaft, Umwelt wird neu ausgerichtet. Nach einer Harvard-Politologin kommt es zu grossen gesellschaftlichen Umwälzungen, wenn 3,5% der Menschen gewaltlos und entschlossen aufbegehren! (In der zugehörigen Fussnote wird erwähnt, dass Extinction Rebellion von dieser Forschung beeinflusst ist). Saito ist im Team für die Neue Ausgabe von MEW (Marx Engels Werke). Die Neuausgabe wird sämtliche Exzerpte, die Marx in der Bibliothek gemacht hat, mitumfassen, insgesamt hundert Bände. MEGA.
Hiess das, fragte sich Helstedt, dass sich Erlebnisse nur einmal erzählen lassen, danach jedoch zu sich verstärkenden Erfindungen werden? Sich lichtende Nebel, Christian Haller
Das menschliche Selbst ist eine Tat der Eltern, eigentlich eine Untat: Sie haben eine Person ohne ihre Einwilligung auf die Welt gesetzt (Kant) / geworfen (Heidegger). Der Schrei des Neugeborenen ist Entrüstung. Dass ich angefangen worden bin, ist erträglich, wenn ich – als Anfänger – selbst anfange. Mich selbst gebäre. Die Geburtlichkeit ist das Anfangenkönnen. Hannah Arendt
Der Gedanke ist das Gedachte des Denkens (Joyce, Ulysses). Überdenken. Denken ist ein Gespräch innerhalb der Seele (Hannah Arendt). Im Fühlen erfährt das Subjekt seine Singularität, im Denken seine Dualität. Im Glauben die trinitare Universalität.
Literatur mach den grössten Teil der wirklichen Welt aus. Bei einem guten Männergesicht ist Versteinerung die beste Todesart.
Für Teresa von Àvila liess sich Gott “im Inneren der Seele nieder: dergestalt, dass, wenn sie zu sich zurückkehrt, es der Seele zu zweifeln unmöglich ist, dass sie in Gott und Gott in ihr war.” Bei den Sklaven-Christen ekstatische Besessenheit durch den Heiligen Geist, im saturday night fever, stealing away to Jesus.
Tutu meinte, wir hätten nur sehr geingen Einfluss auf unsere Gefühle; der Dalai Lama dagegen, wir könnten sie weitgehend steuern. Glaube ist kein Gemeinschaftswerk, alleine muss man imstande sein. (Safranski)
“Doch selbst nach den schmerzhaftesten Wehen lässt sich die Freude nicht ermessen, wenn das Baby geboren ist. Es ist eines der unglaublichsten Phänomene, dass aus Leiden so rasch Freude entstehen kann.” Desmond Tutu
“Manchmal meditiere ich auch über die Natur des seins nach der sogenannten siebenfachen Analyse. (…) Und inzwischen kommen sie in der Quantenphysik zu einer ähnlichen Sichtweise. (…) Letztlich lässt sich nichts finden. Dies ist der analytischen Meditation sehr ähnlich.” Dalai Lama
Die Sonne schien, da sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues. Ist einmal ein gewisser Grad der Einsicht erreicht, so reden alle, wenn sie reden müssen, den gleichen Quatsch. Körperwärme, fast so gut wie nicht geboren werden. Erwiderte Liebe gleich Kurzschluss. Er bat sie zu glauben, er sei für den Ruhestand geboren. (Murphy, von Beckett)
Tod ist ein Menschenwort, auf unsere Verhältnisse zugeschnitten (Natürlich Guggenheim. Meine verstorbenen Schriftstellerfreunde melden sich ständig, danke sehr). Wie Würmlein krochen die Worte durch den Staub auf dem unermesslich langen Weg von der Empfindung zu der Gestalt.
Eifer und Stolz im Gesicht eines anderen macht uns gewiss, dass ich noch nicht dort bin, wo ich sein will (was für einen gleitenden Übergang vom befremdenden Antlitz über ein kumpeliges wir zum ich, meinem Willen). Die Deutschen: Wohlwollend, aber nicht willens. (Das stammt von Hk. Ich weiss nicht, wer das ist. Bücher lesen ist schliesslich auch eine Art Traumgeschehen – das ist Sjôn)
Schön, sagt er jetzt oft, wenn er Dinge sieht, die er früher übersehen hat (Gabriele von Arnim in ihrer erbärmlichen Einsicht, dass das Leben ein vorübergehender Zustand sei, S. 43).
Geschichten sind personenhaft: Ich arbeite an ihr, aber sie führt ein Eigenleben. Ich muss sie gewähren und machen lassen. Eine solche Geschichte heisst finnisch Tuuli; dasselbe Wort bezeichnet das literarische Lebensgefühl der Schriftsteller.
Glaube ist gegenstandsloses Bewusstsein. Glaube bezieht sich immer auf das Ganze, das als solches jede Objektivierung zurückweist. Der religiöse Mensch lebt im Bewusstsein von einer mit der Immanenz untrennbar verbundenen Transzendenz.